11. Oktober 2020 - Keine Kommentare!

Ob er ein Menschenfreund sei

Ob er ein Menschenfreund sei
Rainer Juriatti

Ob er ein Menschenfreund sei, wird der Bühnenbildner Achim Freyer gefragt. Sofort antwortet es in mir: Ich nicht.
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Achim Freyer hat mit Bert Brecht gearbeitet. Und heute noch arbeitet er mit Claus Peymann. Mit dem ist er per „Sie“. Das „Sie“ kennzeichnet eine gewisse Distanz, stellt Freyer fest. Schwer lässt sich sagen:„Sie Trottel“, „Sie Idiot“. Man würde nicht sehr ernst genommen werden. Vielleicht milde und abfällig belächelt. „Du Trottel“ hingegen: Authentisch abfällig.

Erneut traft ich in diesem Jahr auf eine Sadistin. (Verzeihen Sie mir dieses leichtfertigt klingende Urteil. In meinen Augen wird es seit vielen Projekten und damit Jahren unterstrichen.) Eine, die sich aus ihrem Chefsessel heraus am Kleinmachen anderer labt. Eine, die sich über alles erhebt. Eine, die auch denunziert, wenn ihr jemand nicht ins Gesicht passt. Offenkundig bin ich nun in ihre Schusslinie geraten. Wahrscheinlich lebt sie ein bisschen davon, andere in gebeugte Haltung zu bringen, arbeitet sie doch für ein Unternehmen, das die gebeugte Haltung kultiviert hat.  Jedenfalls möchte ich mit dieser Frau nicht per „Du“ sein. Obwohl sie immer „Du“ zu mir sagt. Meinen Wunsch nach einem „Sie“ verweigert sie kommentarlos. Dabei habe ich sie gewarnt. „Glauben Sie mir, Sie wollen nicht per ‚Du‘ mit mir sein!“ habe ich gesagt. Weil ich ihr dann Sachen sagen würde, die ich nur sage, wenn ich per „Du“ bin. Doch sie reagiert nicht darauf. Besonders nicht in E-Mails, in denen sie Forderungen stellt oder mit rechtlichen Schritten droht. Seit Monaten macht sie das, während sie mich an vielen Stellen denunziert. Die Stellen drohen nun mit Kündigung der Zusammenarbeit. Die Frau freut sich wahrscheinlich. Aber das ist natürlich eine Unterstellung.

Nein, ich bin  kein Menschenfreund mehr. Längst schon haben wir das Gespräch gegen WhatsApp-Nachrichten ausgetauscht. Wir haben aus Menschengesichtern Bildschirme gemacht.  Wir haben unsere Gespräche gegen Emojis getauscht. Wir sind lange schon verkümmert zu bedauernswerten, kleinen Höhlenmenschen. Ein Menschenfreund hingegen kann man nur sein, wenn „die Menschen“ grundsätzlich gut, wohlwollend und vielleicht sogar freundlich sind. Sind sie aber nicht. Sie handeln vielmehr nach dem Prinzip des Nutzens, gespeist aus dem Nährboden ihrer egomanischen Wunschbombardements, die sie mit Geld bezahlen, nicht mit Anerkennung oder gar Respekt.

Achim Freyer übrigens, der mich auf den geschilderten Gedankenstrang führte, antwortete auf die Frage, ob er ein Menschenfreund sei: Ja, wenn sie Menschen sind.

Veröffentlicht von: Rainer Juriatti in Text

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