Du nicht!
von Rainer Juriatti
Ein paar Worte als Verleger. Gestern hat ein alter Mann bei Andrea Wecke aufgrund eines Bildes, das ihre druckfrischen Bücher zeigt, gepostet, er wolle wissen, was sie so schreibe. Als unsere Autorin nicht antwortete, meinte er, sie sei kompliziert, jetzt müsse er sich die Mühe machen, woanders nachzusehen. Als ich mich dann auch noch einmischte und lächelnd meinte, er solle doch einfach ihr Buch kaufen, bot er mir eines seiner Werke zum Austausch an und fragte bei Andrea Wecke nach, ob ich immer so „agro“ sei.
Mich hat das wütend gemacht: Nicht die Aussage an sich, vielmehr sein „jovialer“ Ton, sein altersbedingtes „Schätzchen-was-schreibst-du-so“-Getue, seine „kannst-ja-ein-Buch-von-mir-haben“-Präpotenz. Dabei stimmt vielmehr: Niemand kennt diesen Autor, in vierzig Jahren ist er mir noch nie untergekommen und seine Homepage zeigt, dass er seine Bücher im Selbstverlag herausbringt.
Bücher sind nicht dazu da, ausgetauscht zu werden, sondern wollen von einer Leserschaft entdeckt werden. Dazu braucht es Verleger. Doch gestern zeigte: Es ist wie so oft! Jeder glaubt, er sei ein "VerlagsAutor". Tausende Printing-on-demand-Angebote suggerieren es. Was solche Typen vergessen: Schreiben bedeutet, sich intensiv und selbstreflektiert, auch bescheiden einer Sache zu nähern – und in letzter Konsequenz auf einen Verlag zu vertrauen, von dem man vielleicht „entdeckt“ wird. Selbstverlag bedeutet nicht, ein Buch verlegt zu haben.
Andrea Wecke hat ein Buch verlegt. Und wir alle - Andrea Wecke wie drei Menschen (!) im Verlag - leben nun davon, dass dieses Buch verkauft wird. Ich tausche keine Bücher aus als billiges Gegengeschäft. Ich bin keine Dealer, ich bin Andrea Weckes Verleger.
Ich freue mich sehr, mit dieser Autorin eine tolle Lyrikerin verlegen zu dürfen, es ist mir eine Freude gewesen, „Dein kurzes Leben wie ein Sommerregen“ zu machen und ab 2.2.22 wird es in jeder Buchhandlung zu bestellen sein. Es liegt viel Mühe in diesem Buch, sowohl von der Autorin als auch von unserem LektorInnenTeam. Wir haben hier ein Stück Literatur zu bieten.
Mir wurde somit erneut klar: Ich mag ergraute Männer nicht, die glauben, alle Weltweisheit mit Löffeln gefressen zu haben. So einer nämlich war das gestern. Und zu Leuten wie ihm mag ich mit all meiner zur Verfügung stehenden Antipathie sagen: Du nicht!
Ich mag also nicht sympathisch sein und Büchlein austauschen. Vielmehr mag ich gute Erzählungen lesen, ich mag die Entdeckung hingebungsvoller Autorinnen, ich mag die Leidenschaft für das Wort leben: Ich mag tolle Bücher.
Bitte kaufen Sie sie auch! Wir warten jeden Tag auf Bestellungen.
Veröffentlicht von: Rainer Juriatti in Text