Stellen wir uns vor, der russische Präsident wäre ein vernünftiger Mensch und hätte den Krieg gegen die Ukraine niemals begonnen. Stellen wir uns vor, sowohl die Hamas als auch die Israelis wären friedvolle Redner und würden sich gegenseitig nicht abschlachten. Stellen wir uns das einfach einmal vor. Abgesehen von Tod, Leid und Elend, was wäre dann?
Ich kenne keinen vernünftigen Menschen, der noch immer so kurzsichtig ist, zum Jahreswechsel einen Vorsatz zu fassen, der sein Leben ändern soll. Mal ehrlich: Ist es nicht vernünftiger, während des ganzen Jahres große oder kleine Lebensform-Adaptionen vorzunehmen? Zum Beispiel, wenn man erkennt, dass man ein Spiegelsäufer ist?
Blutige Bälle. Warum Scheiße aus Gold immer noch nur Scheiße ist
von Rainer Juriatti
Im Jahr 2034 werde ich meinen 75er feiern. Sofern ich nicht schon tot bin zu diesem Zeitpunkt. Ich werde, so sieht es mein Plan vor, an meinem 75. Jahrestag ein Tütchen rauchen. Das wird im November sein. Wenn ich Glück habe, wird dieses Tütchen exakt zum Fußball-WM-Anstoß reingezogen, weil diese WM findet im heißen Saudiarabien statt und könnte somit in die Wintermonate fallen.
Warum Kastner & Öhler einen neuen Weihnachtsgeist braucht
von Rainer Juriatti
Es gibt Momente, in denen man sich fragt, was aus dem besonders von der Wirtschaft beschworenen und beworbenen „Weihnachtsgeist“ geworden ist – jener „Spirit“, der von Nächstenliebe, Großzügigkeit und Zusammenhalt spricht. Leider scheint dieser Geist beim Traditionshaus Kastner & Öhler in Graz längst auf der Strecke geblieben zu sein.
Was hier folgt, ist gegebenenfalls nicht allzu schön. Aber schön ist es dennoch: Es sei erzählt, da ich damit in exzellenter Weise gegen das operettenhaft Verführerische und somit für das weitaus lebensnähere Drama plädieren kann. Das Drama nämlich hat den schöngeistigen Gesängen und dem aufgesetzten Getue Einiges voraus, da es darauf verzichtet, uns etwas vorzumachen – außer seinem exemplarischen Spiel selbst. Niedertracht, Fanatismus, Gewalt und Aggression machen uns nichts vor, sondern stoßen uns auf das, was wir sind: Bestien.
Unlängst führte ich einen Monolog auf, in dem die folgende, kurze Feststellung getroffen wird: „Sechzig, scheiße was?“ – Und ich denke mir: Find ich eigentlich nicht. Überhaupt nicht. Allerdings fliegt uns Selbige um die Ohren und wird uns schließlich auslöschen.
12. September, abends. Die nächste TV-Konfrontation. Das nächste Duell. Die nächsten Vorwürfe. Die nächsten Versprechungen. Da kommt mir der Gedanke, dass ich die zwei regierenden Parteien und deren Widersacher unter die Lupe nehmen möchte. Also schreibe ich, während ich den zwei Duellanten zusehe, rasch eine E-Mail an ÖVP, Grüne, SPÖ, FPÖ und NEOS, um deren Servicekraft und Volksnähe durch einen einfachen Test abzuklären: Ich bitte (Zitat), „da ich eine Sehschwäche habe und nicht lange am Bildschirm sitzen kann“, um die Zusendung des Wahlprogramms per Post.
LASSEN SIE BITTE HERBERT KICKL IN RUHE von Rainer Juriatti
Bedeutet, eine Haltung zu haben, keine Meinung mehr haben zu dürfen? Sie werden jetzt sagen: „Komische Frage, natürlich darf man eine Meinung haben.“ Wenn aber die Meinung der Haltung entgegensteht? Zum Beispiel, wenn man als politisch links stehender Mensch sagt: Lassen Sie bitte Herbert Kickl in Ruhe? Wie ist es dann?
MANCHE MENSCHEN SIND WIE STAUB von Rainer Juriatti
So ging es mir unlängst durch den Kopf. Es schien mir, als sei es nicht besser zu sagen: Manche Menschen sind wie Staub. Sie versuchen, sich in dein Leben einzuwirbeln, sich in den Poren deines Daseins festzumachen und dir das Gefühl zu geben, sie seien stets dort, wo immer auch du bist. Sie sind schmutzig, ihr Gift glüht, sie gebärden sich unerbittlich. Und dann, zugleich, sind sie auch nicht mehr als das: Staub.