Das erste und letzte Bild
Rainer Juriatti
Ein Foto sagt mehr als 1000 Worte. Wenn Worte gänzlich aussetzen, dann wird ein Bild umso bedeutsamer. Diesem Grundsatz folgen Sternenkindfotografen, die in der Steiermark ehrenamtlich und zu hundert Prozent gratis unterwegs sind. 365 Tage im Jahr, sieben Tage in der Woche, 24 Stunden täglich.
Das Bild eines verstorbenen Kindes, sei es eine Fehl- oder Totgeburt, sei es verstorben in den ersten Lebenstagen, ist von enormer Bedeutung für die Eltern und Verwandten. Ein Bild legt Zeugnis ab für die Existenz des kleinen Menschen, es unterstreicht, Eltern zu sein. Bilder von Sternenkindern, das wissen Sternenkindfotografen, begleiten die Hinterbliebenen den Rest ihres Lebens.
In der Steiermark sind zeitweise bis zu sieben Fotografinnen und Fotografen unterwegs, um die einzigartige kurze Lebensgeschichte eines verstorbenen Kindes zu dokumentieren und gefühlvoll gestaltete Erinnerungsbilder für die Eltern zu schaffen. Im Zentrum der Fotografie stehen Bilder, die eine bleibende Verbindung schaffen zwischen dem verstorbenen Kind und den Gefühlen des Elternseins.
Der „Besuch“ von Sternenkindfotografen ist zugleich für die Eltern immer auch ein Zeichen, dass die Existenz des Kindes von einem außenstehenden Menschen gewürdigt wird. Die Fotografierenden sind zumeist die ersten, die ein von Herzen kommendes Beileid aussprechen. Nicht immer allerdings werden betroffene Eltern über die Möglichkeit der Sternenkindfotografie informiert. Hier ist die Autonomie der Betroffenen gefragt: Sie müssen lange, bevor sie in die Situation kommen, davon wissen.
(Presseaussendung am 15. April 2021; Bild mit freundlicher Genehmigung der Mutter.)
Hier geht's zu "Leon & Louis oder: Die Reise zu den Sternen".
Hier geht's zu "Die Abwesenheit des Glücks".
Veröffentlicht von: Rainer Juriatti in der Kategorie des Notwendigen, Text