Warum Kastner & Öhler einen neuen Weihnachtsgeist braucht
von Rainer Juriatti
Es gibt Momente, in denen man sich fragt, was aus dem besonders von der Wirtschaft beschworenen und beworbenen „Weihnachtsgeist“ geworden ist – jener „Spirit“, der von Nächstenliebe, Großzügigkeit und Zusammenhalt spricht. Leider scheint dieser Geist beim Traditionshaus Kastner & Öhler in Graz längst auf der Strecke geblieben zu sein.
Unser gemeinnütziger Verein „Mein Sternenkind“ betreibt am Lendhafen in Graz ein besonders sensibles Projekt: einen „Baum der Erinnerung“ in Form eines Chrisbaumes, der an verstorbene Kinder erinnert. Betroffene Angehörige können dort gratis einen bereitliegenden Holzstern mit dem Namen ihres verstorbenen Kindes beschriften und auf dem Baum anbringen. Der Baum soll ein Ort des Trostes, der Erinnerung und der Gemeinschaft sein – gerade zur Weihnachtszeit, die für viele von uns nicht nur Freude, sondern auch schmerzvolle Erinnerungen mit sich bringt.
Soziales ist stets auf Hilfe angewiesen
Wie bei jedem Projekt, das auf Freiwilligkeit und Gemeinsinn basiert, sind wir auf die Unterstützung von anderen angewiesen. Deshalb haben wir bei Kastner & Öhler angefragt, ob es möglich wäre, ein paar Parkgutscheine zu erhalten, um bei Veranstaltungen anstelle mit dem Bus und der Straßenbahn ausnahmsweise mit dem Auto fahren zu können und in der Tiefgarage neben unserem Christbaum parken zu können. Unsere Anfrage wurde umgehend mit der Begründung abgelehnt, dass man im Weihnachtsgeschäft jeden Parkplatz für zahlende Kunden brauche.
Frage nach der weihnachtlichen Botschaft des Kaufhauses
Die Absage eines Unternehmens, das im Jahr 200 Millionen Euro (und noch mehr) Umsatz macht, hat uns nicht nur enttäuscht, sie hat uns tief getroffen. Wir verstehen, dass ein Unternehmen wirtschaftlich denken muss. Aber es stellt sich die Frage: Was ist die weihnachtliche Botschaft eines Hauses wie Kastner & Öhler? Wo ist der Raum für Empathie und gesellschaftliche Verantwortung? Gerade ein Traditionsunternehmen, das sich in seiner Selbstdarstellung als „das“ Grazer Traditionshaus und Mittelpunkt der Wirtschaftsgemeinschaft versteht, sollte sich verpflichtet fühlen, soziale Initiativen aktiv zu unterstützen.
Unsere Arbeit richtet sich nicht nach Verkaufszahlen oder Jahresbilanzen, sondern nach dem Bedürfnis, betroffene Eltern und Angehörige in ihren schwierigsten Momenten zu begleiten. Wenn Kastner & Öhler wirklich jeden Parkplatz fürs Weihnachtsgeschäft benötigt, ist das – man möge mir verzeihen – fraglos, wo in diesem Geschäft Platz für Menschlichkeit bleibt.
Wir hoffen, die Verantwortlichen denken über jene Werte nach, die in der hektischen Vorweihnachtszeit offenkundig untergehen. Vielleicht überdenkt Kastner & Öhler in Zukunft seine Haltung – nicht nur uns gegenüber, sondern auch allen anderen, die auf eine solidarische Grundhaltung besonders aus so großen Wirtschaftsunternehmen angewiesen sind. Denn letztlich macht genau diese Fähigkeit, zu geben und zu teilen, die Weihnachtzeit erst zu dem, was sie uns zu suggerieren versucht.
(Bild: Glitzer, Glamour, Weihnachtssound und unendliche Konsumflut: Der Geist der Weihnacht beim 200 Millionen Euro Unternehmen Kastner & Öhler - tausendfach replizierbar und doch sekündlich verpuffende Illusion.)
Veröffentlicht von: Rainer Juriatti in der Kategorie des Notwendigen, Text
Klemens Bijak
8. Dezember 2024 um 20:53
Amen, Bruder!
Rainer Juriatti
9. Dezember 2024 um 15:20
Herrlich.
Rainer "Yuri" Juriatti
11. Dezember 2024 um 22:55
Sehr geehrter Herr Juriatti,
vielen Dank für Ihre Nachricht und die offenen Worte. Wir können nachvollziehen, dass unsere Ablehnung bei Ihnen auf Unverständnis stößt. Als Unternehmen erhalten wir sehr viele Anfragen zur Unterstützung karitativer Projekte und machen uns die Entscheidung, welche Projekte und Initiativen wir unterstützen keineswegs leicht. Jedoch haben wir uns aufgrund begrenzter Ressourcen dazu entschieden, einige ausgewählte Projekte langfristig zu unterstützen und den Rest – leider zu Ihrem Bedauern – abzulehnen.
Leider können wir damit nicht allen Anfragen nachkommen, auch wenn sie absolut unterstützenswert sind.
Wir wünschen Ihnen für Ihren gemeinnützigen Verein weiterhin viel Erfolg und danken für Ihre wertvolle Arbeit!
Freundliche Grüße,
Sandra Rosenfelder